Menschen bei der renatec
20-jähriges Jubiläum von Frank Hinz
„Ich liebe den Umgang mit den Kunden“
Frank Hinz beurteilt seit Jahren die Möbelspenden für das fairhaus. Und er entscheidet, ob sie angenommen werden können oder nicht. Die vielen Jahre in diesem Job, haben seinen Blick geschult. Kriterien für die Beurteilung gibt es einige. Brauchbar bedeutet zuallererst: Was wollen die Kunden? „Vorrangig sind immer Möbel des Grundbedarfes, was der Mensch eben am dringendsten braucht: Betten, Schränke, Sofas, Tische, Stühle und dergleichen“, erklärt er.
Nicht alles was gutwillige Spender geben wollen, ist brauchbar. Die Gebrauchsspuren sind dabei entscheidend. Was zu stark benutzt aussieht, wird von den Kunden nicht akzeptiert. Und die Möbel müssen frei von Mängeln und Defekten sein. Die Frage modern oder unmodern ist dabei nur teilweise entscheidend. Zu einem gewissen Maß den Zeitgeschmack der Kunden treffen, sollten sie allerdings schon. Erst nach seiner positiven Beurteilung kommen die Kollegen und holen die Spende ab. Die Tage zur Abholung der Möbel sind Montag und Donnerstag.
Mittlerweile arbeitet Frank Hinz 20 Jahre bei der renatec. Neben dem Begutachten von Möbelspenden beliefert er die fairhäuser mit Ware. „Begonnen habe ich in einer Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme – ABM – im Jahr 2000. Davor war ich arbeitslos. Nach mehreren Angeboten zur Aushilfe, wurde mir 2002 eine Festanstellung angeboten, ich konnte Möbel abholen ausliefern. Später erhielt ich das Angebot den kompletten Fuhrpark zu leiten“, erzählt Frank Hinz.
Das Beste war anfangs einfach wieder eine Festanstellung nach langer Arbeitslosigkeit, freut er sich. Was mag er an seinem Job? „Ich liebe den Umgang mit den Kunden, ich habe meine Arbeit schon immer gerne gemacht. Ein ungezwungenes Gespräch, das mag ich.“ Und noch eine Feststellung macht er: „Als Fachpersonal für Möbel werden fairhaus-Mitarbeiter von den Spendern zunächst meist unterschätzt.“
Besonders positiv war für ihn die Erfahrung, dass seine Arbeit nach längerer Krankheit auf seine veränderte Situation optimal angepasst wurde. „So etwas ist schon wirklich klasse. Ich freue mich, noch weitere Jahre hier weiterarbeiten zu können.“
Claudia Stamm feiert Jubiläum
Ein gutes Team ist das A und O
Claudia Stamm arbeitet seit 20 Jahren bei der renatec. Was sie heute besonders freut: „Trotz dieser langen Zeit ist ein fester Kern der damaligen Kollegen*innen immer noch hier“, stellt sie fest. Ihre jetzige Arbeit im Team Beschäftigung II macht ihr nach wie vor viel Spaß: „Das kann so abwechslungsreich gerne weitergehen. A und O ist es, in einem guten Team zu arbeiten. Deshalb von mir einen riesen Dank an das Team, ich hoffe dass wir noch ein paar Jahre zusammenarbeiten.“
Begonnen hat die Sozialarbeiterin in Reisholz – im Vorläufer des fairhauses. „Das ist tatsächlich mein erster Job gewesen“, meint sie lachend. „Schon das war damals ein Glückstreffer für mich, es hat sich perfekt ergeben“. Die Tätigkeiten rund um das Coaching in Sachen Arbeit, Bewerbungs-training haben ihr sofort gefallen. Ebenso entwickelte sich die praktische Umsetzung und die Zusammenarbeit mit den Fachanleitern schnell sehr gut. „Man hat mir viel zugetraut, ich organisiere sehr gerne und ich will lernen. Und hier habe ich viel gelernt.“ Die renatec hatte damals 80 Mitarbeiter.
„Ich war später Coach im Projekt Grünmobil des Gartenamtes. Die Teilnehmer haben die Parks sauber gemacht“, erzählt sie. Das Frauenprojekt in Bilk begeistert sie heute noch. „Geförderte Beschäftigung mit aufbauen hat mir einfach viel Spaß gemacht. Wichtig war mir, dass mein Job ständig Abwechslung bot, ich habe oft neue Projekte kennen gelernt.“ Von Reisholz kam sie später auf die Ellerkirchstraße. Auch hier war sie in mehreren Projekten tätig: beim Stadtsportbund oder nach der HartzIV-Reform im Fallmanagement an den Standorten der ARGEn. Diese Aufgabe wurde damals extern vergeben.
In ihren Projekten probiert Claudia Stamm gerne Neues aus. „Das geht hier sehr gut, im Näh- oder im Fotokurs beispielsweise“, stellt sie fest. Und natürlich ist der Mensch am wichtigsten: „Ich freue mich immer, die Entwicklung der Teilnehmer*innen zu sehen, wie sie wieder Selbstvertrauen gewinnen, Netzwerke bilden und sich gegenseitig unterstützen. Man muss ihnen eben ihre Möglichkeiten zeigen und diese einsetzen.“ Entscheidend ist: „Die renatec bietet den Rahmen, du brauchst hierfür Räume für Entfaltung und du musst Wertschätzung vermitteln. Glücklicherweise ist, was Maßnahmen in Sachen Arbeitsgelegenheiten angeht, Düsseldorf gut aufgestellt. Da gibt es viele gute Angebote für die Teilnehmer*innen“.
Christel Langenhof leitet ehrenamtlich das Arbeitslosenzentrum der renatec
Ein gutes Gespräch kann Berge versetzen
Das ehrenamtliche Engagement für Arbeitslose von Christel Langenhof beeindruckt. Im Rentenalter ist sie längst, dennoch ist sie für das Arbeitslosenzentrum der renatec verantwortlich. Wenn sie von „Ihren“ Arbeitslosen spricht, wie sie diese erlebt und ihnen helfen will, ist ihre Begeisterung offensichtlich.
Angefangen hat alles vor Jahren bei der Lebensberatung für Langzeitarbeitslose der evangelischen Kirche. Die Tätigkeit dort umfasste Aufgaben wie soziale Hilfe oder Schuldnerberatung. „Von Beruf bin ich kaufmännische Angestellte. Ich habe für die Kirche immer viel gemacht, das war mir wichtig“, erzählt sie. Die Lebensberatung kam später zur Diakonie.
Irgendwann kam uns dort die Idee, ein Frühstück für Arbeitslose anzubieten. Wir konnten einen Raum in einer Kirche nutzen und boten wöchentlich ein Frühstück an.“ Bald wurde der Wunsch geäußert mehr zu machen. So kam ein Englischkurs, später ein Computerkurs dazu. und dann kamen immer mehr Anfragen. In dieser Zeit entstand ein wichtiger Grundsatz für die gesamte Arbeit: Arbeitslose tun selbst etwas für Arbeitslose. „Ich fand es seither immer wichtig, dass diese Menschen wieder eine Aufgabe haben und dabei noch anderen helfen.“
Die Menschen, die kamen, wurden daraufhin befragt: „Könnt ihr etwas gut, habt ihr einen Beruf, ein Hobby? Seid ihr bereit darüber zu sprechen? Können wir das in unser Programm aufnehmen?“ Oft war die Antwort: „Ich kann nicht vor Anderen reden.“ Christel Langenhof meint dazu heute: „Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, die Leute zu unterstützen und sie stark zu machen.“
Selbsteinschätzung und Können liegen oft weit auseinander – in beiden Richtungen. Ein Teilnehmer damals konnte gut mit dem Computer arbeiten, meinte aber, er könne nicht mit Leuten umgehen. Die Leiterin hilft ihm, stellt ihm die Leute vor, führt ein und nimmt so letztendlich die Angst. Der Mann ließ sich darauf ein und
wurde so gut, dass er später Kurse bei der Volkshochschule abgehalten hat. Er hat gelernt, was er kann und wie er damit anderen Menschen nützt. „Ich habe viele Situationen erlebt, in denen einfacher Zuspruch viel bewirkt hat. Für die Teilnehmer ist es oft sehr wichtig, dass sie nicht alleine dastehen, resümiert sie. Das Programm des Arbeitslosenzentrums hat sich permanent erweitert. Hinzu kamen Gesprächskreise, Besichtigungen, Kochen, Basteln und anderes.
Es geht mehr als man denkt
Große Bedeutung gewannen die Gesprächskreise. Hier wurde über wichtige Themen informiert. Es gibt sie heute immer noch. Auch die Stammtische sind von großer Wichtigkeit. Hier ist jedes Thema willkommen, sei es über günstige Einkaufsmöglichkeiten, Politik, Not-situationen. Es wird auch mal ein Witz erzählt, selbst private Themen sind hier möglich. Wer Hilfe braucht, bekommt Hilfe, oft von Anwesenden. Wer sich hier öffnet und erzählt, bewirkt oft, dass die Anderen das ebenfalls tun und so kommt ein Gespräch zustande. Nach einer Führung durch den Kunstpalast beispielsweise kamen viele Fragen auf. Später hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich im Werkstattraum selbst kreativ zu betätigen. Der Tag mündete für viele in der erstaunlichen Erfahrung, dass sie mehr können als sie selbst dachten.
Ein wichtiges Angebot war und ist die Theater AG. Unter Leitung von Michael Fell haben die Teilnehmer sprechen und gestalten gelernt, Sketche und kleine Theaterstücke geschrieben und aufgeführt, Der größte Erfolg war die Aufführung des „kleinen Prinzen“. Schon bei der Lebensberatung gab es ein musikalisches Theaterprojekt, das mit Jugendlichen und Arbeitslosen erfolgreich aufgeführt wurde.
Eine ganz besondere Erfahrung waren die Arbeitslosenurlaube von jeweils einer Woche. Wie das geht? Natürlich musste alles kostenlos sein. „Ich habe Kleinbusse von Gemeinden organisiert“, erzählt Christel Langenhof. Ein Teilnehmer konnte fahren. So ging es ins Sauerland und in die Eifel. Übernachtet wurde in Jugendherbergen und Ferienhäusern. Gekostet hat die Woche Urlaub pro Person 20 Euro.
Wie kam das Arbeitslosenzentrum zur renatec? Kennengelernt hat Christel Langenhof die renatec durch Jürgen Mostertz. Die Diakonie hatte die Lebensberatung übernommen, wollte später jedoch
lediglich die Schuldnerberatung behalten. Deshalb erhielt die renatec die Anfrage, ob sie das Arbeitslosenzentrum betreiben will. Christel Langenhof meint: „Ich habe mich sehr gefreut zur renatec zu kommen, hatte Lust dazu und hatte gute Ideen“. Begonnen hat das Arbeitslosenzentrum 2013 in der Niederlassung auf der Fichtenstraße.
Ein enger Kontakt zu den Beteiligten ist für eine Leitung wichtig. Das hat viele Gründe, ein wesentlicher liegt in der Dauer der Arbeitslosigkeit. Teilweise sind dies über zehn Jahre. „Das macht etwas mit den Menschen, sie wünschen sich einen Ansprechpartner und bei manchen Aufgaben Begleitung. Hier kann ein gutes Gespräch Berge versetzen und ich war mit ihnen beim Jobcenter, im Krankenhaus etc. Wenn mich einer fragt, schicke ich ihn nicht fort“, so ihre Erfahrung.
Helfen aus eigener Erfahrung
Wie kam dieses Engagement für arbeitslose Menschen zustande? „Aus eigener Erfahrung“ antwortet sie. „Ich bin geschieden, habe drei Kinder großgezogen, war arbeitslos. Sozialhilfeempfängerin. Das waren sehr schwierige Zeiten. Und ich wollte nie wieder Sozialhilfe bekommen. Das motiviert mich zu dieser Arbeit.“ Natürlich gibt es Herausforderungen: Es ist nicht immer einfach, für das Programm neue Aktivitäten zu finden und für die Veranstaltungen ehrenamtliche Unterstützung zu bekommen.
Was Christel Langenhof an andere Projekte der renatec weitergeben möchte ist: „Das Programm für Arbeitslosenzentrum gibt es halbjährlich und ist für Arbeitslose kostenfrei. Wenn die anderen Projekte zu Ende sind, gibt es zur weiteren Empfehlung das kostenfrei Bildungs- und Freizeitangebot für Arbeitslose. Wer Lust und Zeit hat, ist hier herzlich willkommen. Empfehlenswert ist die Broschüre „Düsseldorf für ´nen kleinen Euro“. Es gibt darin viel Information für wenig Geld. Kritik äußert Christel Langenhof ganz zum Schluss. „Unser heutiger Standort liegt für viele Arbeitslose zu weit draußen. Auf der Fichtenstraße hatten wir viel mehr Teilnehmer im Englischkurs als hier.“
Warum ist sie immer noch aktiv? Ihre Antwort: „ Es ist gut für die Arbeitslosen. Es ist gut für die renatec und auch gut für mich.“
Wilhelm Gorges: 20 Jahre bei der renatec
„Sich jeden Tag auf die Menschen einlassen“
Es ist spannend, wie sich die Arbeit von Menschen im Lauf des Lebens ändern kann und sich dabei neue Richtungen ergeben.
Wilhelm Gorges hat Grafik studiert. Nach Jahren als selbständiger Dipl. Grafiker kam er durch seine Arbeit in Aachen und Köln mit der WABe in Kontakt, einem Diakonischen Träger, der eine der ersten Methadonambulanzen aufbaute. Hier arbeitete er als Werkstattleiter bei einem im Rahmen eines durch die EU und dem Land NRW geförderten Modellprojekts INTEGRA für Menschen mit Polytoxikomanie.
Über die EFAS lernte er die Kollegen der renatec kennen. 2001 startete das Modellprojekt AIMS für für Menschen mit Polytoxikomanie bei der renatec.
Fortsetzung der Startseite…
…Er arbeitete 10 Jahre in diesem Projekt.
Weitere 10 Jahre arbeitet er im Projekt „Perspektive Aktivcenter für den beruflichen Wiedereinstieg bei schwierigen persönlichen Problemlagen und/oder psychischen Belastungen“, außerdem in der Berufsfeststellung und Orientierung (BfOm), dies in Kooperation mit dem Verein arbeit & integration e.V.
„Was mir bei meiner Arbeit gefällt ist die Professionalität in Verbindung mit der Kollegialität, die ich hier erlebe“, erklärt er. „Man muss sich jeden Tag neu auf die Menschen einlassen. Ich muss mich jeden Tag fragen: Wie geht´s mir, wie geht´s den Teilnehmern, in ihrer besonderen Situation?“. Und er betont den hohen Gestaltungsspielraum bei seiner Arbeit und das gute Verhältnis zu den Mitarbeiteten. Faktoren, die ihn bewegt haben, über diesen langen Zeitraum bei der renatec zu bleiben.
Herausragende Erlebnisse in dieser langen Zeit? „Das Projekt AIMS war so eine Erfahrung. Es handelte sich um ein durch die EU und dem Land NRW gefördertes Modellprojekt, das in mehreren Städten – Köln, Bochum, Duisburg und Düsseldorf parallel durchgeführt wurde und sich um Menschen mit Polytoxikomanie kümmerte.
Wir waren in einer „Städtevernetzung“ und es entstand ein sehr enger Kontakt unter allen Beteiligten. Am Ende des Projektes trafen sich alle bei der renatec zur Abschlussveranstaltung, das Gesundheitsamt, die Drogenhilfe und die Agentur für Arbeit.“
Manches vermisst Wilhelm Gorges auch. „Wir waren immer hoch innovativ, – was die Projekte anging, in der Gestaltung und in der Arbeitsweise und wir hatten das Gefühl, neue Wege beschreiten. Man hat gespürt, dass alle etwas bewegen wollten. Das war verbunden mit einem hohen Maß an Eigenverantwortung und einem großen Gestaltungsspielraum. Wir waren dadurch ein vorbildlicher Träger. Daran sollten wir wieder anschließen.“
Robert Rybol: Neuer Hausmeisterservice der renatec
Mit einem Lächeln
Von Alana Kodal
Durch Glück und Zufall kam Robert Rybol vor einigen Wochen zur renatec. Gelernt hat er Technischer Zeichner später zusätzlich noch Schreiner. Nach diversen Arbeitserfahrungen, u.a. in der Selbstständigkeit und in mehreren Firmen konnte Robert Rybol wegen gesundheitlicher Gründe seine Arbeit nicht mehr wie gewohnt weiterführen.
Über die „Arbeit und Integration“ lernte er dann nach einiger Zeit die renatec kennen „Zur renatec zu kommen ist für mich eigentlich ein totaler Glücksfall gewesen“, bemerkt er. Robert Rybol absolvierte erst vor kurzem seine Probezeit …
Fortsetzung der Startseite
…bei uns und fühlt sich von Anfang an sehr gut aufgenommen „Es ist ein freundliches und gutes Miteinander, so ein Arbeitsklima kannte ich bisher nicht.“
Der Handwerker ist bei uns als Hausmeisterkoordinator in der Verwaltung tätig und erledigt Schreinerarbeiten, sowie Aufträge der Diakonie. Die Arbeitsatmosphäre gefällt ihm sehr gut. „Offen gesagt, musste ich mich erst daran gewöhnen, aber jeder den ich mit einer Frage oder einem Problem angesprochen habe, hat mir geholfen. Das war in meinem Arbeitsleben nicht immer so. Ich komme heute mit einem Lächeln zur Arbeit.“ In sein altes Arbeitsgebiet zurückzukehren kann er sich deshalb nicht vorstellen.
Was möchte er an seinem Arbeitsbereich ausbauen? Als derzeitigen und wichtigen Wunsch äußert er: „Einen weiteren Mitarbeiter. Ansonsten bin ich wirklich wunschlos glücklich!“
Die Menschen da abholen, wo sie gerade stehen
Seit einiger Zeit arbeitet Manuel Koch als neuer Teamleiter im Bereich Gala. Bei der renatec angefangen hat er im Dezember 2015 als Arbeitsanleiter. Ab 2017 war er Vertretung für Teamleiter Manfred Kremers. Der gelernte Garten- und Landschaftsbauer absolvierte 2017 eine Weiterbildung zum Spielplatzprüfer und übernahm diesen Bereich dann von Stefan Soethe. In seinem Team arbeiten 10 Personen, sieben davon sind Maßnahmeteilnehmer.
Worauf freut er sich bei diesem Job?
„Ich freue mich natürlich, den eigenen Bereich zu verwalten, Verantwortung mag ich und macht mich aus. Als begeisterter Anhänger fernöstlicher Kampfkunst ist er Herausforderungen gewohnt. Wenn die dazugehörige Philosophie ernst genommen wird, lässt sich vieles im Arbeitsalltag integrieren. Mein Ziel ist es, die Abteilung und das Team weiterzubringen und zu entwickeln. Deswegen stehe ich jeden Morgen auf. So einen Job macht man aus Überzeugung und nicht fürs Geld.“
Aber vor allem die Menschen liegen ihm am Herzen. Nach seinem Verständnis sind die Menschen, mit denen er arbeitet etwas Besonderes. Seine sozialen Kompetenzen kann er hier sehr gut entwickeln, und man muss individuell reagieren, wie er sagt. „Ich muss immer wieder Gespräche führen, zwischen den Zeilen lesen können. Die Herausforderung ist es, jeden Tag die individuellen Charaktere mit den jeweiligen Aufgaben auf den Baustellen zu kombinieren. Wenn etwas nicht stimmt, muss ich eben ein Gespräch führen. Wir müssen die Menschen da abholen, wo sie gerade stehen.“
Er sieht viele Anreize in seiner Arbeit: So sieht er es als Tatsache, dass er bei der Arbeit fachlich immer besser werden kann, aber auch betriebswirtschaftlich. Für Manuel Koch ist das eine unschlagbare Kombination im Job. Was würde er verbessern? „Die Fehlerkultur bei der renatec finde ich noch ausbaufähig. Menschen gestehen ihre Fehler nicht gerne ein. Wenn Raum wäre, sie zu zeigen, könnten sie auch besser damit umgehen. Das Gefühl, du musst was verstecken macht dich auf die Dauer krank und hält dich von deinen eigentlichen Aufgaben ab. Denn eigentlich ist es eine Stärke Fehler zuzugeben und eben nicht perfekt sein zu müssen‘‘. Ich habe mit dieser Offenheit gelernt, dass die vorher schüchternsten Leute mittlerweile mehr und mit mir reden und mir dabei ehrlich die Meinung sagen. Das echteste an jedem Menschen sind seine Fehler!“
„Keinen Tag bereut!“: 25-jähriges Jubiläum von Beate Kammler
Aus der Firmengeschichte der renatec kann Beate Kammler viel erzählen. Ihre Erinnerungen reichen zurück in die Anfangszeit der Firma, als vieles noch deutlich anders war als heute. Was sie dem Geschäftsführer und einigen Kollegen berichtet, klingt spannend, manches verwunderlich oder auch lustig.
Bei der renatec angefangen hat die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau im November 1994 auf der Kölner Landstraße. Zu dieser Zeit stand sie hauptsächlich telefonisch Kontakt mit Kunden und Kollegen*innen. „Ich war ganz überrascht“ sagt sie, „bei der renatec traf ich auf eine ganz neue Art von Kollegen*innen mit völlig neuen Ansichten was Teilnehmer betraf: die Pädagogen.“
1996 bezog die renatec das Gebäude auf der Ellerkirchstraße. Beate Kammler blieb auf der Kölner Landstraße denn dort wurde das Diakonische Hilfswerk eröffnet. Dieses hatte diverse Abteilungen, zur Abholung von Spenden, Leerung der Kleidercontainer und der Sortierung sowie den ersten Secondhand Laden der renatec.
Die fairhäuser gab es noch nicht, dafür aber die Kleiderkammer der Diakonie. Die sah so aus, wie sich der Name anhört: „In einem Keller haben die Menschen Kleidung zugeteilt bekommen. Gefallen hat die ihnen in der Regel nicht“ erzählt Beate Kammler. Als diese Aufgabe dann von der renatec übernommen wurde, änderte sich einiges. Aus Almosenempfängern wurden Kunden, die sich das aussuchen konnten, was ihnen gefiel. Aber sie mussten jetzt auch einen kleinen Betrag bezahlen. „Die Idee fand ich immer total gut.“ Auch eine Schneiderei existierte zu dieser Zeit, wesentlich ging es dabei um Kleider-Recycling.
Im Februar 2000 wurde das erste fairhaus auf der Aachener Straße eröffnet. Das hatte drei Etagen, aber weder einen Aufzug noch eine Rolltreppe und der Warentransport war kräftezehrend. Die Eröffnung bezeichnet Beate Kammler als „bombastisch“. Das Geschäft war ansprechend gestaltet, der Ansturm der Interessierten enorm. Ein Highlight aus jener Zeit war das Düsseldorfer Altstadtfest, an dem renatec und fairhäuser mit einem Stand beteiligt waren. Unter Beteiligung von Teilnehmern*innen wurde dort eine Modenschau mit fairhaus-Kleidung veranstaltet.
„Richtig cool war die Einführung der faircard. Über ein Rabattkonzept hatten wir einige Zeit nachgedacht und uns letztendlich für das Modell mit den meisten Vorteilen entschieden. Wir hatten einige Stammkunden eingeladen und zusammen überlegt wie wir das Rabattkonzept umsetzen können“, erinnert sie sich. Die Bedürftigkeit musste, wie heute auch, zum Erhalt der Karte nachgewiesen werden.
Highlights gab es im Laufe der Jahre noch viele. „Der Start der Inklusionsabteilung war super spannend. Er war mit manchen Unsicherheiten verbunden, denn das Arbeiten mit Schwerbehinderten war für mich völlig neu. Und wie würden die Kunden und Kollegen mit diesen Menschen umgehen?“. Funktioniert hat es glücklicherweise von Anfang an gut. 2011 wurde Beate Kammler, obwohl selbst nicht betroffen, als Schwerbehindertenvertretung gewählt.
Gab es Unerfreuliches? Die Eröffnung des fairhauses in Flingern bei der Diakonie war so eine Erfahrung. „Es war rammelvoll und die Menschen haben sich die Waren aus den Händen gerissen. Die Stimmung war regelrecht aggressiv und wir brauchten einen Türsteher.“
Mit offener Selbstkritik bekennt sie ein: „ Veränderungen machen mich erst einmal etwas unsicher, aber ich freue mich immer wieder auf neue Herausforderungen.“ Gerade diese Veränderungen machen das Arbeitsleben spannend und nie langweilig. Sie schließt ihre Erzählung mit der Bemerkung: „Ich habe eine schöne Zeit erlebt und habe keinen Tag bereut. Ich bin gerne hier.“
Annette Knöppke 10 Jahre bei der renatec
„Ich möchte gerne mit Menschen zu tun haben!“
von Alana Kodal
Allein durch Zufall landete Annette Knöppke bei der Renatec und ist nun schon 10 Jahre als Verkäuferin im Fairhaus tätig. „Ich habe damals aufgrund einer Schwangerschaft meinen Beruf aufgegeben“. Die neue Rolle als Mutter nahm damals viel Zeit in Anspruch, weshalb der Vollzeitjob in ihrem Beruf als gelernte Arzthelferin nicht mehr in Frage für sie kam.
Nach einiger Zeit Zuhause fasste sie den Entschluss „Ich möchte gerne wieder mit Menschen zu tun haben“. Den Einzelhandel konnte sie sich schon immer gut als Arbeitsgebiet vorstellen. „Es hat mir so großen Spaß gemacht, dass ich gar nicht mehr in meinen alten Beruf zurück wollte.“
Schließlich kam sie nach diversen Schulungen und Erfahrungen zur Renatec und ist bis heute sehr glücklich in ihrem Beruf. So schnell wie die Zeit vergeht stand auch schon das zehnjährige Jubiläum vor der Tür. Geschäftsführer Frank Bente gratulierte ihr hierzu herzlich.
Was gefällt ihr besonders daran, bei der Renatec zu arbeiten? „Das selbstständige Arbeiten hier hat mir schon immer gefallen. Ebenfalls stimmt auch das Verhältnis zu den Mitarbeitern hier sehr gut.“
Die Idee wieder in ihren alten Beruf zurückzukehren hatte sie nie. „Auch wenn ich am Anfang eine eher skeptische Haltung hatte, passte im Endeffekt alles für mich!“
Jubiläum von Stefan Soethe
„Was kannst du denn eigentlich machen?“
20 Jahre – so lange arbeitet Stefan Soethe bei der renatec. Vor wenigen Tagen feierte er Jubiläum. Gärtner war er sein ganzes Leben. Nach seiner Ausbildung und zehn anschließenden Arbeitsjahren schloss er 1993 die Meisterschule ab. Feststellen musste er danach allerdings, dass es in der alten Firma für den Job gar keine Stelle gab! Das stellte ihn vor die Frage: „Was kannst du denn eigentlich machen?“ Die Antwort gab er sich damals selbst: „Das Alleinstellungsmerkmal meines Arbeitslebens bis dato war, dass ich permanent mit Leuten aus arbeitsmarktbezogenen Maßnahmen zu tun hatte.“
Da nicht alle Betriebe auch gute Betriebe sind, so seine Erfahrung, suchte er eine Stelle bei der er sich wohlfühlt. Dafür hatte er diverse Bildungsträger angeschrieben. Frank Gottwald war damals Geschäftsführer bei der renatec und suchte jemand für den Bereich Gala. Stefan Soethe nahm die Stelle an. „Jetzt war ich zwar hier eingestellt, die geplante Umschulungsmaßnahme kam aber gar nicht zustande“, erinnert er sich. Mit Stütz- und Förderunterricht für eine bereits laufende Umschulung und für Teilnehmer aus ABM-Maßnahmen begann er dann.
In seiner Aufgabe als MAV-Vorsitzender kennt ihn im Unternehmen wohl jeder. Für dieses Gremium bewarb er sich erstmals 2002. Die Belegschaft wählte ihn, zusammen mit vier weiteren absoluten Neulingen. Vorsitzender ist er dort mittlerweile zum vierten Mal.
Was hat ihm in seiner Zeit bei der renatec besonders gefallen? „Unsere Gruppenumschulung aus der Anfangszeit (2002-04), die sehr gute Abschlüsse erzielte,“ antwortet er. Der Einstieg in die Spielplatzsicherheit, die Spielplatzchecker, zählt ebenfalls dazu. Eine Aufgabe, die sich immer weiter entwickelt hat und viele positive Resonanzen hervorrief. Zu den Besonderheiten zählte auch das zertifizierte Qualitätsmanagementsystem, das er über Jahre mit aufgebaut hatte. In der Aufgabe als interner Auditor und Qualitätsmanagementbeauftragter für den Handwerksbereich „haben wir viele Reibungsverluste im Unternehmen beseitigt. Damals wurden viele Standards vereinheitlicht und Prozesse erstmals dokumentiert. Das System gibt es so heute leider nicht mehr.“
Was er an der rentec gut findet? „Mir gefällt die gute Anbindung an die Praxis und der Kontakt zu Menschen besonders gut“, erklärt er. Nicht so gut gefällt ihm, dass einige seiner Aufgaben einen großen Vorbereitungsaufwand mit sich bringen, für den ihm oft die Zeit fehlt.
Stephan Ambaum: 15 Jahre im fairhaus
„Es ist immer wieder spannend …“
Im Januar feierte Stephan Ambaum sein 15. Jubiläum als fairhaus-Mitarbeiter. Angefangen hat er im Januar 2006 als Lagerleiter auf der Ellerkirchstraße. Der gelernte Raumaustatter arbeitete davor einige Jahre in einem Unternehmen, danach war er drei Jahre bei einem bekannten Düsseldorfer Bildungsträger für die Polsterei verantwortlich. „Dort haben wir gebrauchte Möbel neu bezogen und weiterverkauft“, erklärt er.
Die fairhäuser kennt er von Grund auf: 2006 befanden sich der Laden und das Lager für Möbel noch auf der Ellerkirchstraße. Das Zentrallager war noch in Neuss in einem Industriegebiet. Er erinnert sich mit Humor an die Umstände dort: „Eine Heizung gab es nicht und der Aufzug blieb ständig stecken“. Neben dem Möbelladen existierten nur die zwei Filialen in Bilk und in Reisholz – heute zählt das fairhaus sieben Filialen.
Ein besonderes Ereignis für ihn war der Umzug des Möbelverkaufs auf die Fichtenstraße im Jahr 2011. Organisiert hatte er ihn weitgehend selbst. Dass er im Möbelverkauf die Leitung übernehmen durfte, war eine Aufgabe, an die er sich gerne erinnert. „Der Umzug zur Fichtenstraße bedeutete eine spürbare Veränderung, vor allen Dingen durch die später erfolgte Erweiterung der Verkaufsfläche. Dadurch wurden wir als Möbelanbieter erst richtig wahrgenommen“, urteilt er heute. Die Entwicklung der Möbelabteilung in den letzten Jahren war für ihn ein Erfolgserlebnis. Gemacht hat Stephan Ambaum damals übrigens fast alles: Möbel ausgeliefert, begutachtet und abgeholt und …
Herausragend war die Eröffnung neuer Filialen. „Es ist immer wieder spannend neue Filialen aufzubauen und den Ausbau zu begleiten“, sagt er. Da ist ihm die Flüchtlingskrise 2015 in guter Erinnerung. „Das bleibt eine einmalige Erfahrung, als diese Menschen Wohnungen beziehen konnten und jeden Morgen 20 bis 30 Personen, die Möbel brauchten, vor dem Verkauf standen.“ Der Aufwand für die Warenbeschaffung war enorm. „Dass die fairhaus-Mitarbeiter das damals in einer solchen Menge gestemmt haben, erstaunt mich heute noch“, so Ambaum.
Wo sieht er die Herausforderungen für die fairhäuser? Er hat klare Vorstellungen: „Wir müssen uns der Zeit anpassen und dem jeweiligen Design. Wir müssen zukunftsfähig sein und dürfen nicht stehen bleiben, die sozialen Medien müssen wir noch mehr nutzen als bisher. Er bringt es auf den Nenner: „Nicht verwalten, sondern gestalten“.
Heike Beyer – 20 Jahre bei der renatec
Sehr guter Zusammenhalt
Seit 20 Jahren arbeitet Heike Beyer am Empfang der renatec. Im Haus kennt sie jeder. Am 25. Januar ehrte sie Geschäftsführer Frank Bente für ihre langjährige Betriebszugehörigkeit. „Ich spreche Ihnen Dank aus für die letzten 20 Jahre Einsatz als zentrale Frontfrau. Sie sind für viele Menschen im Haus ein Anlaufpunkt und der erste Ansprechpartner“, so Frank Bente. Bei Heike Beyer gilt das oft nicht allein für das Geschäftliche. Viele Mitarbeiter und Teilnehmer vertrauen ihr, da wechselt auch mancher persönliche Satz über den Tresen.
„In der langen Zeit habe ich an dieser Stelle viele Maßnahmen, Teilnehmer und Kolleg*innen erlebt. Und viele von ihnen habe ich als äußerst nett und freundlich in Erinnerung.“ Aus den erlebten Anekdoten am Empfang könnte sie ein Buch schreiben, sagt sie.
Was gefällt ihr an der renatec? „Ich finde es hier gut, viel freier und weniger kontrolliert als ich das davor erlebt habe“. Sie mag den guten Zusammenhalt der Kolleginnen und Kollegen. In sehr positiver Erinnerung hat Heike Beyer Ereignisse wie das Sommerfest 2019 oder die Weihnachtsfeiern der renatec, die besonderen sozialen Ereignisse im Unternehmen.
Die gelernte Bürokauffrau arbeitete direkt nach der Ausbildung bei einem Hersteller grafischer Geräte. Danach bei einem Düsseldorfer Unternehmen für Baubeschläge, auch dort war sie an der Zentrale. Heike Beyer wohnt in Eller „um die Ecke“ wie sie sagt. „Ich hatte mich damals riesig gefreut, dass ich die Stelle bekommen habe. Ich fahre nur wenige Minuten mit dem Fahrrad, es ist ein Traum.“
Was würde sie an ihrer Arbeit ändern? Gelegentlich wünscht sie sich einen Raum, in den sie sich zurückziehen kann. Und neben einer moderneren Arbeitsausrüstung wünscht sie sich von manchen Änderungen im Unternehmen früher als bisher zu erfahren.
Jürgen Mostertz arbeitet 30 Jahre bei der renatec
Verantwortungsvoll mit Menschen umgehen
Der neue renatec-Geschäftsführer Frank Bente hört gespannt zu. Jürgen Mostertz erzählt aus seiner 30-jährigen Arbeitserfahrung im Unternehmen. Allein die Konstellation ist schon nicht ganz alltäglich: Der dienstjüngste Mitarbeiter der renatec lauscht aufmerksam wie der zweit-dienstälteste Mitarbeiter aus seinem umfangreichen Erlebnisschatz berichtet. Ein Stück gelebte Firmengeschichte.
„Fast mein halbes Leben habe ich mittlerweile bei der renatec gearbeitet“, erzählt Jürgen Mostertz. Begonnen hat er im Unternehmen am 7. Januar 1991, damals eingestellt als Sozialarbeiter. Zuvor hatte er schon als Praktikant sein Anerkennungsjahr hier absolviert. Sozialarbeiter war nur die erste der zahlreichen unterschiedlichen Aufgaben, für die er im Lauf der Zeit verantwortlich war. Als er begann zählte die renatec selbst nur fünf Jahre. Von der Diakonie gegründet wurde sie 1986 mit dem Ziel, Menschen in Arbeit zu bringen. Vieles war damals noch ganz anders als heute. Die renatec fungierte als reiner Beschäftigungsbetrieb mit drei Bereichen – Maler, Garten-Landschaftsbau und Möbel, sie hatte zwölf Mitarbeiter. Er kam hier an mit einer Ausbildung zum Elektriker und einem anschließenden Studium der Sozialarbeit. Sein erster Einsatzort war das damalige Gebrauchtmöbellager auf der Kölner Straße. Das Gebäude existiert heute längst nicht mehr.
In einem Sozialunternehmen wie der renatec ist das anfallende Aufgabenspektrum über so lange Zeit breitgefächert. Die Schreinerei als ABM-Projekt und die Elektroabteilung kamen damals zum Unternehmen hinzu. Er wurde aufgrund seiner handwerklichen Fähigkeiten mit Arbeitsantritt Abteilungsleiter. Mit psychisch erkrankten Teilnehmer*innen arbeitete er im Projekt „Therapeutische Beschäftigung“, ein Projekt, das es so in Düsseldorf nur bei der renatec gab.
Mit Würde und Wert
Über die Jahrzehnte haftet so manche Erinnerung ganz besonders stark. Zum Beispiel immer dann, wenn die renatec Pionierarbeit geleistet, sprich Neuland betreten hat. Dazu gehörte ím Jahr 2000 die Gründung des ersten fairhauses, erinnert sich Jürgen Mostertz. Es lag an der Aachener Straße „Das Konzept sorgte bundesweit für Furore, denn das fairhaus war von Anfang an als ´echter´ Laden konzipiert. Das bedeutet es war ansprechend eingerichtet und wer dort einkaufte wurde freundlich bedient – wie in einem guten Geschäft eben. Die Besucher waren Kunden, nicht Hilfeempfänger oder Bittsteller, ein Grundsatz der in den fairhäusern bis heute gilt. Von Anfang an wollten die Planer das Kleiderkammer-Image vermeiden. Anders als heute bestand eine Anbindung an das Düsseldorfer Umweltamt. Der Grund: Anfangs verkauften die fairhäuser gebrauchte Waren, der ökologische Gedanke stand ganz im Vordergrund. „Wiederverwendung“ lautete damals die Devise. Die Möbelhäuser hatten zudem einen eigenen Namen: „fairwerk“.
Noch an weitere Highlights erinnert sich der Allrounder Mostertz. Zu diesen zählt für ihn auch das Handeln der renatec in der Flüchtlingskrise im Jahr 2015. „Wir haben als Einrichtung da sehr flexibel reagiert. Das hat uns auch neue Betätigungsfelder eröffnet.“
Die größte Besonderheit bei der renatec sieht Jürgen Mostertz allerdings in einer ganz anderen Tatsache: „In meinen Augen war und ist es das größte Erlebnis, dass bei der renatec ordentlich mit Menschen umgegangen wird. Die Menschen werden mit Respekt behandelt, es wird ihnen Würde und Wertschätzung entgegengebracht. Und so werden sie auch behandelt.“
Nichts Besseres
Wenn jemand so lange bei einer Firma arbeitet, ist auch das kein Zufall mehr. Für sein langes Bleiben führt er seine Gründe an: „Ich habe die weitgehend selbständige Arbeit und den guten Umgang miteinander stets sehr genossen. Natürlich habe auch ich am Anfang gedacht, dass die renatec nicht die letzte Station in meinem Arbeitsleben sein wird. Man sieht sich natürlich auch um. Aber ich sage immer so schön ´ich habe nichts Besseres gefunden´“.
Seine eigene Arbeitsweise umschreibt der Rheinländer mit den Begriffen „Teamplayer“ und „unaufgeregt“. Es war eben sehr oft nötig, auf viele unterschiedliche Ansprüche einzugehen und situativ zu handeln. Über die vielen Jahre und in den zahlreichen Aufgaben und Anforderungen hat er sich diese Herangehensweise angeeignet.
Mit einer gehörigen Portion Humor und Selbstironie bezeichnet er sich in diesem Zusammenhang als „Universaldilettant“, als jemand eben, der von vielem ein bisschen kann und wenig ganz professionell. Gerade deshalb hat er bei der renatec mit ihren stetig wandelnden Angeboten, Aufgaben und Herausforderungen immer wieder etwas Neues und Interessantes gefunden und dazugelernt.
Die Stärken aber auch die Schwächen eines Unternehmens kennt er nach so langer Zeit natürlich gut. So betont er, dass die renatec früher die Interessen der Teilnehmenden durch eine stärkere gesellschaftliche Positionierung besser vertreten hat. Das fehlt ihm heute. „Auch der Gedanke zu ökologischem Handeln war schon mehr vorhanden“, so seine Einschätzung. Und letztendlich wünscht er sich eine bessere interne Kommutation im Unternehmen. Geschäftsführer Frank Bente hört aufmerksam zu und nickt.
Aktuell arbeitet Jürgen Mostertz unter anderem als IT-Fachmann. Zusätzlich begleitet er die sogenannten AGH-Stellen, in Kooperation mit dem Stadtsportbund, pädagogisch und administrativ. Der renatec-Fachbereichsleiter für das Handwerk, Sascha Göttinger, schätzt seine Erfahrung ganz besonders: “Die Vielseitigkeit und das Wissen aus dieser langen Zeit sind bei vielen unserer Aufgaben im Fachbereich extrem wichtig und wertvoll“, kommentiert er. Nach dreißig Jahren bei der renatec plant Jürgen Mostertz am 1. Juli 2021 in Rente zu gehen.